Juni 2018 – Vom Straßenhund zum Haustier

Vom Straßenhund zum Haustier, ein langer Weg … der leider noch nicht zu Ende ist..

“Meine Mama wurde auf der Straße geboren und irgendwann bekam sie selbst 6 Babies, eins davon war ich: EDALI.

Täglich wurden wir von Menschen aufgesucht, an der Stelle wo wir lebten. Sie brachten Futter und streichelten uns, wir bekamen auch mal eine eklige Tablette und eine Spitze… komisch nach der Tablette waren unsere dicken Bäuche und die Schmerzen weg.
Eines Nachts kam unsere Mama nicht zurück und morgens als wir uns heraus trauten, konnten wir sie auch nicht sehen. Wir waren zu dritt, wir fiepsten ganz laut damit unsere Mama und Geschwister uns hören… doch Mama kam einfach nicht. Neben dem Zaun sahen wir 2 von unseren Geschwistern auf dem Boden liegen, sie sind bestimmt dort eingeschlafen! Eros, Enise und ich rannten zu ihnen, doch sie wachten nicht auf, obwohl wir sie an den Ohren und am Schwanz zogen. Sie haben doch sonst immer zurück gebissen, heute nicht… Sie hatten rosa Schaum am Mund… hmm sollte ich mal probieren wie das schmeckt? Genau als ich meine Nase in diesen Schaum stecken wollte, wurde ich am Nacken hochgezogen. Es waren die Menschen, die uns täglich fütterten. Die Frau weinte und hielt meine 2 leblosen Geschwister in den Armen… der Mann schrie… er war so wütend… aber nicht auf mich, denn er umarmte mich ganz fest. Sie packten uns 3 in einen Karton und stellten uns ins Auto. Die Menschen schauten sich noch im Park um, unter Bäumen, hinter der Mauer, aber auch sie fanden unsere Mama und unsere letzte Schwester nicht… Auch unsere 2 anderen Geschwister, die sich nicht mehr bewegten, nahmen sie mit. Gerade als wir los fahren wollten, schrie die Frau auf. Da ist noch ein Baby! Etwas Weißes rannte auf uns zu, es war unsere Schwester Eldem, auch sie kam in den Karton zu uns…

Wir wurden in einen Garten gebracht, wo noch 8 andere Babies ohne Mama waren, so alt wie wir und auch ein paar größere Hunde, alle ganz lieb…
Es war unser neues Zuhause, jedoch ohne unsere Mama. Nachts musste ich immer fiepsen und jaulen, vielleicht hört mich meine Mama doch? Leider kam sie nie wieder… Ich und meine 3 anderen Geschwister lebten hier zusammen viele Jahre lang. Vor 2 Jahren schlief meine Schwester Enise ein und wachte nie wieder auf, kurz darauf auch meine andere Schwester Eldem, vielleicht vor Traurigkeit? So viel Böses haben uns die Menschen angetan, zu viele hier verloren ihre Mamas und Geschwister, bevor sie hier her kament. Eros und mir ging es sehr gut… jeden Tag essen… rennen… gestreichelt werden und schlafen… was braucht ein Hund mehr? … Dachte ich… aber falsch gedacht!

Eines Tages kam unser Pfleger und versuchte bei mir und Eros so eine Art Gürtel um unseren Hals und Bauch zu wickeln. Oh nein!! Ist er jetzt auch böse? Will er uns jetzt auch töten??? Ich warf mich gleich auf den Boden und versuchte zu fliehen. Ich schaute zu Eros, er war sehr ruhig, er hatte diesen Gürtel schon um seinen Hals und er durfte mit raus. Ich hatte so Angst, denn manche aus meinem Rudel sind auch so raus gegangen und kamen nie wieder zurück. Ich bellte Eros hinterher aber er ging freudig mit. Kurz darauf kam unser Pfleger zurück. Er beugte sich zu mir und sagte „komm mein Mädchen“. Er musste mich tragen weil ich mich keinen Millimeter bewegen wollte. Ich wurde in ein anderes Gehege gebracht, wo nur Eros und ich waren. Das war sooo toll, wir wurden gebürstet, unsere Krallen geschnitten, komische Tropfen und Tabletten bekamen wir, danach hörte es sogar auf zu jucken. Ich konnte liegen wo ich will und essen ohne streiten. Auch diesen Gürtel fand ich mittlerweile ganz ok und wusste, dass ich draußen laufen darf, wenn ich ihn an habe. Doch nicht lange hat dieses Glück gedauert. Eines morgens, nein für mich war es noch nachts, kamen Autos und ganz viele Leute ins Tierheim. Die Frauen, die wir schon so lange kannten, holten uns aus unserem Gehege, ich wusste sie würden uns nichts Böses tun. Es standen ganz große Hütten mit Tür vor den Autos. Sie sahen gemütlich aus, also sind Eros und ich anstandslos hinein gegangen, doch raus durften wir nicht mehr. Das war doof, hätte ich doch abhauen sollen? Nicht vetrauen sollen?
Wir wurden in ein Auto getragen, so wie damals vor 7 Jahren und die Frauen sagten immer wieder „jetzt geht es ab nach Hause“. Was ist nach Hause? Aber ich spürte es muss was Schönes sein. Nun freute ich mich sogar und ich vertraute meinen Menschen.
Erst mussten wir ganz lange im Auto fahren, danach musste wir raus aus der Hütte und da war der Boden so glatt und rutschig… iiiiihhhhh… Da laufe ich auf keinen Fall! Eros ist gelaufen…ich nicht…ich wurde wieder getragen… wir mussten wieder in diese Hütten… aber so schlimm war das nicht, denn da drin fühlte ich mich sicher. Dann wurden wir abgeholt aber wohin ich gebracht wurde kann ich gar nicht sagen. Es war mal hell, mal dunkel, kalt und wieder warm. Es war kurz laut und ich hatte ein komisches Gefühl im Bauch. Dann schlief ich erst mal ein… Nach ein paar Stunden, nachdem es wieder komisch ruckelte und im Bauch kribbelte, durften wir wieder aus dieser Hütte raus und so viele Menschen standen vor uns die wir schon mal gesehen hatten. Sie freuten sich, wir wurden geküsst getreichelt…und getragen… also ich… weil auch hier der Boden so glatt war… Plötzlich merkte ich, dass hier etwas ganz komisch ist. Kein Hundebellen, keine Zwinger… dafür Autos und Menschen und auch Hunde, die alle so einen Gürtel wie wir haben. Sie sahen alle glücklich aus. Wir wurde in ein Auto gepackt, zum Glück sind wir nur kurz gefahren, weil ich dringend mal Pipi musste, ich konnte doch nicht in die Hütte pinkeln.

Wieder musste ich aus dem Auto getragen werden aber dann endlich spürte ich festen Boden unter meinen Pfoten, ganz weiches Gras, endlich konnte ich auch Pipi machen…Ich ging zu Eros, er war damit beschäftigt alles abzuschnüffeln… ich schloss mich ihm an….

Unglaublich, wir haben jetzt ein weiches Kissen zum Schlafen, ich konnte es nicht glauben also versuchte ich es erst mal weg zu buddeln… aber nein… es war wirklich mein Kissen zum Schlafen. Auch das Essen ist hier so lecker und es gibt keinen Stress mit den anderen Hunden… ich fresse aber trotzdem lieber schnell, bevor doch ein anderer kommt. Aber deshalb habe ich oft Bauchweh…
Von Tag zu Tag vertraue ich den Menschen hier immer mehr und ich schlafe sehr viel… sagen alle… aber eigentlich denke ich nach…

Wisst ihr… ich glaube jetzt zu wissen warum wir im Tierheim nicht sehr alt werden… es ist immer laut, immer Stress, täglich muss man um sein Essen kämpfen… oder Machtkämpfe… nachts kein Tiefschlaf… keine Entspannung… Ganz egal wie schön das Tierheim ist… es ist kein Vergleich zu einem Zuhause…
Heute Morgen beim Gassi gehen habe ich mich hingesetzt und um mich geschaut… 2 neue Freunde… eine Frau, die ich schon sehr lange kenne und das viele Grün. Ich wurde gleich am Kopf gestreichelt und sie fragte mich was ich denn überlege. Ich habe sie angeschaut, um ihr einfach nur Danke zu sagen.

Jetzt weiß ich wie es ist ein Haustier zu sein, ein Teil der Familie zu sein. Mir war gar nicht bewusst, dass es noch mehr gibt als Sicherheit und Essen. Aber wie ich gerade hier lebe… es ist unglaublich. Nur sagt die Frau immer wieder zu mir ich soll mich nicht zu sehr an alles gewöhnen, denn ich könnte hier nur bleiben, bis ich ein richtiges Zuhause habe. Ich werde im Dezember 8 Jahre alt und ich hoffe, dass ich noch ein eigenes Zuhause bekomme, eine eigene Familie und ein Paar schöne Jahre…”

Ich weiß, die Geschichte unserer Edali ist sehr lange, aber genau so lange war ihr bisheriges Leben im Tierheim von Taro Germany e.V. in der Türkei. Jetzt ist sie in Deutschland auf einer Pflegestelle nahe Göppingen und wartet auf ein schönes Gnadenhofplätzchen!

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