Mai 2021 – Amy, die Geschichte unserer ersten Rettung in Vietnam

Mondbärin Amy hatte den Kampf um ihr Leben kaum einen Monat nach ihrer Rettung verloren. Sie war die erste Bärin, die aus Vietnams letzter Gallefarmhochburg geborgen wurde.
Sie kam in aller Stille und unter Geheimhaltung im vietnamesischen Rettungszentrum von Animals Asia an.
Drei Jahre Gemeindearbeit im Dorf Phung Thuong – Vietnams letzter Gallefarmhochburg – hatten dazu geführt, dass die erste ansässige Familie zugestimmt hat, einen ihrer Bären an unser Rettungszentrum abzugeben.
Um soziale Unruhen und Anfeindungen gegenüber den ehemaligen Besitzern zu vermeiden, unterrichtete man nur eine Handvoll Menschen über Amys Rettung. Wichtig war einzig, dass sie – anders als so viele Bären vor ihr – das Dorf lebend verlassen würde.
Als sie im Rettungszentrum ankam, zeigte sich, wie krank sie bereits war. Die kleine Bärin wog lediglich 82kg – die Hälfte dessen, was ihr normales Körpergewicht hätte sein sollen.
Frakturierte Zähne führten zu Entzündungen, die bis in ihren Knochen und ihre Nase vorgedrungen waren, wodurch ein Loch in ihrer Nasenhöhle entstand.
Ihre Gallenblase war krank von der jahrelangen Gallensaftentnahme, ihr rechtes Vorderbein fehlte, da sie einst in einer Wildererfalle gefangen wurde und ein Teil ihrer Zunge schien herausgerissen zu sein.
Sie wies Verwachsungen am rechten Knöchel auf, wodurch sich das Gelenk nicht mehr beugen ließ. Ihr gesamter Körper war von Arthritis durchsetzt und ihr linker Knöchel infolge einer Schlingfallenverletzung stark vernarbt.
Und dennoch, trotz allem, was sie erlitten hatte, klammerte sich Amy an ihr Leben.
Leider konnte am Ende auch die beste Pflege der Welt Amy nicht vor dem verfrühten Tod bewahren. Ihre Retter waren am Boden zerstört. Amys Magen hatte sich gedreht. Ein lebensbedrohlicher Zustand, der manchmal ohne Vorwarnung bei Hunden und anderen Arten auftritt.
Nach ihrem Tod wurde Amy unter einem großen Baum in einer ruhigen Ecke des Rettungszentrums begraben. Bei der Beerdigung verlasen Mitarbeiter ein Gedicht zum Gedenken an sie und Pflanzen Nelken auf ihrem Grab.
Auf den ersten 2 Fotos ist Amy in dem Käfig in dem sie jahrelang gefangen war. Auf den anderen 2 ist sie in ihrem “Krankenhaus Bett”. Sie hat Duschen geliebt, gutes Essen und frisches Laub um ein Nest zu bauen.

(Maren, Projektpate für Animals Asia Deutschland)