Oktober 2021 – Mondbärenwelpen aus dem illegalen Geschäft gerettet

Wir gaben ihr den Spitznamen „Wonder“ („Wunder“, aber auch „sich fragen“), denn wir dachten daran, was sie wohl in ihrem kurzen Leben schon alles durchgemacht hatte und was ihr passiert wäre, wenn wir nicht rechtzeitig zu ihr gelangt wären. Wir wollten ihr helfen, sich von ihrem traumatischen Start ins Leben zu erholen und ihre Welt wundervoll gestalten. Auch bildet ihr Fell ein W-förmiges Muster auf der Brust.

Während ihrer ersten Tage im Rettungszentrum Vietnam von Animals Asia war Wonder verständlicherweise ängstlich und verwirrt und zeigte stereotype Verhaltensweisen, wie man sie oft bei Tieren in Gefangenschaft beobachtet.
Wie alle Bären, die wir retten und in unsere Rettungszentren bringen wurde auch Wonder vom Tierarztteam untersucht, um sicherzustellen, dass sie körperlich gesund ist, und etwaige Probleme sofort zu erkennen.
Der Leitende Tierarzt Shaun Thomson erklärt: „Wir konnten bei Wonder keinen Grund zur Sorge erkennen, und so lassen wir ihr ein bisschen Zeit zu wachsen, bevor wir sie zur ersten kompletten Gesundheitsuntersuchung ins Hospital holen.“
Wir brachten Wonder in unsere Quarantänezone, wo Neuankömmlinge ihre ersten Tage im Rettungszentrum verbringen, um sie und unsere anderen Bären vor möglichen Infektionskrankheiten zu schützen.

Die Quarantänezeit dient nicht nur dem Schutz, sie ist auch wesentlicher Bestandteil der Gewöhnung an das Leben im Rettungszentrum.
Weil die Bären, die wir retten, den größten Teil ihres Lebens in kleinen Käfigen verbracht haben, ist es unerlässlich, dass wir sie nicht erschrecken oder verängstigen, indem wir ihnen sofort Zugang zu viel offenem Raum verschaffen.
Und so wird Wonder die ersten 45 Tage im Rettungszentrum in einem vorläufigen Käfig verbringen, wo sie rund um die Uhr versorgt wird, unter anderem mit viel gesundem Futter und Leckereien, zahlreichen Gegenständen zur Verhaltensanreicherung, und jeder Menge Liebe und Aufmerksamkeit!

Die Quarantänezeit gibt unserem Bärenpflegeteam Raum und Zeit, Wonder die körperliche, seelische und emotionale Versorgung zukommen zu lassen, die sie in diesem wichtigen Stadium ihres Lebens benötigt. Wir haben in dieser Zeit auch die Möglichkeit, ihr Verhalten und ihre Reaktionen auf neues Futter und Verhaltensanreicherungen gründlich zu beobachten.
Vielleicht am wichtigsten ist es, dass Wonder auf diese Weise ungestört Zeit und Raum erhält, um ihre Pfleger kennenzulernen und zu lernen, ihnen zu vertrauen, sowie eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Wonders geduldige, mitfühlende Pfleger sind von entscheidender Bedeutung, denn sie erfüllen die Aufgabe, die in Freiheit Wonders Mutter zugefallen wäre.

Schon nach wenigen Tagen bei uns siegte Wonders Neugier und sie nahm Gegenstände zur Verhaltensanreicherung von ihren Pflegern entgegen.
Erleichterung und Freude ihrer Pfleger waren deutlich zu spüren, als sie sahen, wie Wonder sich in die Erforschung der wundervollen neuen Dinge um sich herum stürzte. Auf der Stelle widmete sie sich mit ganzer Seele den neuen Geschmacksvarianten, Tönen und Texturen von Sackleinen, Bananenblättern, Rohrfeedern und – ein absoluter Hit bei Mondbären – der Schlauchdusche!
Sie fraß, trank und schlief auch besser. Ein Mitglied ihres Pflegeteams, Phuong, Mutter zweier Kinder, merkte jedoch an, dass „Wonder eben typisch Kind ist, sie interessiert sich viel mehr für neue Spielzeuge als für Futter!“

Wir sind zuversichtlich, dass Wonder zu einer selbstbewussten, glücklichen und spielfreudigen Bärin heranwachsen wird, Zeugnis der unerschütterlichen Geduld, Liebe und Hingabe ihrer Pfleger.
Doch wie viele unserer Rettungen hatte auch die von Wonder einen Wermutstropfen. Wir wissen, dass die Schmuggler von Wildtieren noch immer da draußen sind und den Müttern in der Wildnis die Welpen entreißen, um sie in ungewisse, doch mit Sicherheit beängstigende Umstände zu verkaufen.
Der Mann, der verhaftet wurde, weil er Wonder geschmuggelt hat, gehörte zu einem Schmugglerring. Obgleich er selbst mit einer Geldstrafe und Gefängnis rechnen muss, ist dieses Netzwerk weiterhin aktiv.
Die Polizeikräfte von Dien Bien, die diese Schmuggelaktion unterbrochen und Wonder geborgen haben, bemühen sich aktiv, die hierfür verantwortliche Bande zu ergreifen.
Unser fantastisches Rettungsteam, Hiep, Ngoc und Tuan, knüpfte enge Beziehungen zu den Polizeikräften, und wir hoffen sehr, dass wir verständigt werden, wenn man weitere Welpen entdeckt, die diesem entsetzlichen illegalen Handel zum Opfer fielen.

Fotos sind Eigentum von Animals Asia.

(Maren, Projektpate für Animals Asia Deutschland)