Januar 2022 – 2022…. Das Ende für die türkischen Straßentiere?

Kurz vor dem Jahreswechsel kam es in der Türkei zu einem Vorfall, der auf einmal alles ändert. Unser Förderprojekt Taro Germany e.V., die in der Türkei aktiv sind und dort alles miterleben, haben uns davon berichtet.
Es gab einen Vorfall im Osten der Türkei, bei dem ein Kind von einem Hund angefallen und gebissen und schwer verletzt wurde. Wie das Ganze tatsächlich von statten ging, ist umstritten und einiges spricht dafür, dass der Fall nicht so war wie von den Medien dort geschildert und wie immer menschliches Versagen dabei die größte Rolle spielte. Im Nachhinein sind Videos aufgetaucht, die belegen, dass das Tier wenig schuld hatte, sindern nur seinen Ball haben wollte..Aber leider hilft das jetzt auch nicht mehr. Denn Fakt ist, es war ein Hund “besonders gefährlicher Rassen”, wie sie in der Türkei genannt werden und das Ganze hat ein riesen Fass zum Rollen gebracht.
Der Vorfall wurde von ganz oberster politischer Stelle dazu verwendet Sanktionen und Beschlüsse zu formulieren und an 81 Provinzen zu schicken. Sie beinhalten unter anderem, dass das Züchten und der Handel dieser gefährlichen Rassen verboten wird und alle Hunde registriert werden müssen. Zudem gilt eine Leinen- und Maulkorbpflicht. Darüber hinaus wurden die Gemeinden dazu aufgerufen dafür zu sorgen, dass sich keine streunenden Hunde in der Nähe von öffentlichen Plätzen, Schulen und Moscheen aufhalten. Die Tiere sollen eingefangen, kastriert, registriert und außerhalb an Futterstellen angesiedelt werden, wo sie o.g. Plätze nicht stören oder dauerhaft in Tierheimen untergebracht werden. Besonderes Augenmerk soll auf gefährliche, streunende Straßenhunde gerichtet werden. Sie sind zu sichern und in Einrichtungen unterzubringen, die man in der Türkei offiziell als “Rehabilitationzentren oder Pflegeheime” verkauft, um den Menschen vorzugaukeln, dass die Tiere dort gut versorgt werden. Diese Einrichtungen sind aber nichts anderes als normale Tierheime von denen es viel zu wenige gibt um alle Tiere unterzubringen ohne regelmäßig Platz zu schaffen.
Alles in Allem wurde ein Bericht formuliert, der es den Gemeinden ermöglicht Tiere verschwinden zu lassen ohne dabei selbst die bestehenden Tierschutzgesetze zu missachten oder es zumindest hinter verschlossenen Türen unbemerkt tun zu können. Zudem wird alles so gedreht wie die Leute es verstehen möchten und Selbstjustiz spielt plötzlich wieder eine große Rolle.
Die Folgen dieser Beschlüsse sind katastrophal. Reihenweise werden Kampfhunde und auch andere Hunde ausgesetzt, da die Menschen sich vor den Vorschriften und den Registrierungen fürchten. Überall in der gesamten Türkei werden wahllos Straßenhunde eingefangen, auf LKWs verladen und in engen Käfige zusammengepfercht in städtische Tierheime oder irgendwo weit außerhalb der Städte gebracht und ausgesetzt. Von flächendeckenden Kastrationen, Futterstellen und der Versorgung der Tiere, wie es in dem Beschluss auch gefordert wird, keine Spur. Das sich außerhalb und auch in den meisten städtischen Tierheimen keiner um die Tiere kümmern wird und sie dort sterben werden ist sicher, warum sollte man sie also vorher noch kastrieren und Geld verschwenden, dass man vom Land zugesteckt bekommt.
Das Schlimmste aber ist, dass im ganzen Land wieder wahllos Tiere von Zivilisten getötet werden. Die Menschen nutzen diese Beschlüssen Aussagen der Politik gegen die gefährlichen Hunde, um ihre Wut pauschal an den wehrlosen Tieren auszulassen, als hätten sie plötzlich einen Freischein dafür erhalten. Die Tiere werden reihenweise vergiftet oder erschossen. Uns bzw. die Leute von Taro Germany e.V. erreichen über befreundeten Tierschützer und türkisch Medien täglich Berichte von ermordeten Hunden. Es sind unschuldige, unauffällige Straßenhunde, Welpen und sogar Besitzerhunde, die in der Hinterhöfen von Fremden einfach hingerichtet werden.
Viele Menschen in der Türkei sind entsetzt darüber und Tierschützer im ganzen Land sind auf den Straße um mit Demos dagegen vorzugehen und sich vor die Tiere zu stellen, wenn die Straßenfänger kommen. Jeder logisch denkende Mensch erkennt, dass die Beschlüsse in den meisten Gemeinden nicht umsetzbar sind und das Todesurteil für die die meisten Tiere bedeuten. Die Lage macht uns ernsthaft Angst, denn selbst wenn die Regierungsbeschlüsse theoretisch auch Gutes Beinhalten, werden sie von den Menschen missverstanden und man rächt sich an den Straßentieren für den Fehler eines einzigen Hundes, der ein Kind gebissen haben soll.
Es sind Zustände wie vor 10 Jahren, als das Töten der Straßentiere noch alltäglich war. Wir hoffen inständig, dass es Wege geben wird das Ganze zu stoppen und die Gesetze vernünftig formuliert und durchgesetzt werden. Aber momentan erinnert das Ganze eher an die Geschichte der Straßenhunde in Istanbul von 1911, als man sie alle einfing und zum Sterben auf eine Insel brachte…
Taro Germany e.V. tut natürlich alles um sich gemeinsam mit den Tierschützern vor Ort für den Schutz der Straßentiere einzusetzen. Die Lage ist ernst und und das Ganze muss schnellstmöglich gestoppt werden. Sie haben bereits Kontakte zu Behörden und lokalen Politikern, um gemeinsam nach vernünftigen Lösungen zu suchen und das wahllose einfangen und ermorden zu stoppen.
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