Meine Eindrücke vom Elefanten- Krankenhaus in Lampang, Thailand:

Zunächst einmal, wenn man danach googelt, dann gelangt man in den Wirren des Netzes auf merkwürdige Bewertungen von diesem Krankenhaus, umso wichtiger war es für mich, dieses alsbald zu besuchen.

Seit Juli 2018 hat Airliner4Animals e.V. eine Patenschaft für die Elefantendame „Boonmee“ (zu Deutsch Glück/ Segen haben) übernommen. Und wir werben überall damit, dass wir unsere Gelder „überwachen“ und unsere Projekte auch besuchen. Deshalb wollte ich unbedingt so schnell wie möglich hier hin. Airliner4Animals e.V. betreut hauptsächlich tolle Projekte, in denen es um Hunde oder Katzen geht, doch wir stehen dafür, dass wir eben vielfältig unterstützen wollen. Egal welche Tiere auch immer, es sind alles Tiere, die geschützt und unterstützt werden müssen, daher heißen wir auch Airliner4ANIMALS e.V.

Es war eigentlich Guido Schäfer, der mich auf dieses Projekt aufmerksam gemacht hatte. Er hatte mir eine Reportage auf Arte „ans Herz gelegt“, von dem „ersten Elefanten- Krankenhaus weltweit“.

Ich habe danach mit den Verantwortlichen Kontakt aufgenommen und über mögliche Unterstützung diskutiert. Irgendwie kam uns die Idee, dass unser Verein eine Patenschaft für ein ganz bestimmtes Tier übernehmen könne. Wenn Menschen wissen, wofür und für welches Tier speziell Geld ausgegeben wird, ist das immer besser. Das Gefühl zu genau diesem Tier ist anders, wird vielleicht stärker. Auf jeden Fall steht „Boonmee“ für alle Elefanten, die gerettet worden sind und nun ein Leben in Sicherheit verbringen dürfen.

Meine Reise wurde also geplant, hier halfen mir Dr. Kay und auch Soraida Salwala selbst. Soraida Salwala ist in Thailand eine richtige Berühmtheit. Fast jeder kennt sie, sie war in mehrere Talkshows, in den News, in Zeitungen, immer wenn es um Tiere und ganz speziell um Elefanten geht, fällt in Thailand der Name Soraida. 1997 hat sie dieses Krankenhaus errichtet, und Stück für Stück aufgebaut. Am Anfang fehlte es überall an allen Mitteln, mittlerweile ist es ein richtiges und gut bekanntes Krankenhaus für Elefanten in Thailand geworden.

Die Frage, warum gibt es überhaupt ein Elefanten- Krankenhaus, kann und muss ganz einfach beantwortet werden: Elefanten sind im asiatischen Raum „Nutz- und Arbeitstiere“. Sie helfen auf dem Land, auf dem Feld, leider werden sie zu oft für Touristenattraktionen ausgebeutet. Alles in allem sind viele Elefanten domestiziert worden, um dem Menschen zu helfen. Um diese Elefanten, die also nicht in der Wildnis leben geht es. Viele verletzten sich, es liegen Landminen herum, sie verletzten sich bei ihrer Arbeit oder es gibt LKW- Unfälle mit Elefanten. Hätte der Mensch diese Tiere nicht für seine Zwecke benutzt, würden diese Tiere in der Wildnis einfach sterben, so wie es die Natur eben vorsieht. Aber hier ist es anders; Besitzer rufen dann bei Soraida an und bringen, wenn möglich die verletzten Tiere ins Krankenhaus. Soraida und ihr Team besucht auch die verletzten Tiere mit ihrer „mobilen Praxis“ und leisten Erste- Hilfe Maßnahmen auch außerhalb der Klinik. In der Regel verbringen die Tiere ca. 3 bis 5 Monate im Krankenhaus, oder halt so lange, bis sie wieder gesund sind und wieder „arbeiten“ können.

Allerdings gibt es auch 5 Dauer- Bewohner hier im Krankenhaus. Soraida hat sie nach und nach „freigekauft“. Sie waren sehr verletzt und es ist ganz eindeutig, dass sie nie wieder arbeiten können. Und dies sollen sie auch nicht, deshalb leben sie hier. Eine von ihnen ist eben „Boonmee“.

Ich habe „Boonmee“ bei meinem Besuch als sehr neugierig und unglaublich sensibel kennen gelernt. Es war ein fast unbeschreibliches Gefühl, ganz nah bei ihr zu stehen. Sie hat- wie jeder Dauergast hier- ihren eigenen Bereich, in dem sie sich auf weichem Boden (Sand oder weichem Unterbelag) bewegen kann. Jeder Bewohner hier hat seinen „Mahut“, den persönlichen Pfleger, zu dem der Elefant auch eine besonders enge Verbindung aufgebaut hat.

Jeder Tag beginnt damit, dass jeder Elefant, sofern er/sie noch laufen kann, ein wenig auf dem Grundstück herumlaufen kann. Die meisten hier können kaum noch laufen, sie haben teilweise halb offene Wunden, die sich immer wieder entzünden. In der Natur oder sonst wo, wären sie schon längst tot. Hier können sie ein wenig herumlaufen, erhalten täglich neuen Verbandswechsel, die Wunden werden je nach Verletzung eingesalbt, mit Kräuterpackungen behandelt. Mosha, die wohl bekanntestes Elefantin hier, ist die erste Elefantin weltweit, die mit einer Prothese herumläuft, die täglich abgenommen wird, damit das verletzte Bein behandelt werden kann.

Keiner der Elefanten, die hier dauerhalt leben, haben Schmerzen. Im Gegenteil, es geht ihnen hier gut. Und Soraida und das Team leisten unglaubliche Arbeit hier. Die Elefanten werden täglich abgeduscht, bekommen zu Fressen, werden versorgt. Und ganz wichtig: Hier wird kein Elefant schlecht behandelt. Natürlich haben sie eine „lockere“ Kette an ihrem Bein oder Kopf, aber das dient zu ihrer eigenen Sicherheit und auch der ihrer Mahuts.  Hier wird kein Elefant geschlagen.

Es wird ganz viel mit den Elefanten geredet, ganz langsam und ruhig. Ohne Stress und ohne Lautstärke. Dies hat Soraida ihren Helfern auch erst beibringen müssen. Dass Elefanten sehr sensible Wesen sind, ist allgemein bekannt. Aber Soraida hat mir faszinierende Geschichten erzählt: Einmal ist einer der Mahuts losgezogen, um irgendwo im Wald bestimmte Kräuter zu suchen. Und er hat „seinem Elefanten“ nicht vorher Bescheid gegeben. Was passierte dann? Irgendwann war der Elefant verschwunden und wurde am nächsten Tag wiedergefunden. Über 20km ist er weit gelaufen und wurde genau an der Stelle gefunden, wo der Mahut am vorherigen Tag die Kräuter gesammelt hatte. Ja, es war der Mahut, der seinem Elefanten nicht gesagt hatte, dass er wiederkomme, dass der Elefant sich keine Sorgen machen müsse. Das Reden ist hier so wichtig. Soraida redet täglich mit ihren Tieren.

btf

Und die Elefanten hier spüren, dass sie hier in Sicherheit sind, dass man sich gut um sie kümmert, dass man ihre Wunden behandelt. Sie gehorchen (fast) wie aufs Wort, heben ihre Füße „auf Kommando“.

Das Krankenhaus hier lebt von Spenden, es ist non- profit, und erhält keine finanzielle Unterstützung vom Staat, aber Soraida arbeitet dennoch eng mit der Regierung zusammen. Das Krankenhaus ist täglich für Besucher geöffnet. Es werden Filme und kleine Dokumentationen gezeigt, die Besucher dürfen sich hier umgucken.

Auch ich musste mich immer wieder daran erinnern, dass dies ein Krankenhaus ist. Hier passiert sonst nicht viel, außer dass die Elefanten den ganzen Tag fressen und zu bestimmten Zeiten versorgt werden. Während meines Besuches gab es keine Notfälle. Die gibt es sonst aber schon. Manchmal bekommt Soraida mitten in der Nacht einen Anruf, dass irgendwo ein verletzter Elefant ist, und dann wird alles in Hebel und Gang gesetzt, um zu helfen. Einige Elefantinnen gebären auch hier im Krankenhaus ihr Junges und Soraida mit ihrem Team kann dann unterstützend helfen.

Zurück zu „Boonmee“: Sie ist vor Jahren in eine Landmine getreten und ihr vorderes rechtes Bein ist also verletzt. Auch sie erfährt jeden Tag ihre Behandlung, die Wunden werden gewaschen, gereinigt und alles neu versalbt. Zwischendrin gibt es Leckerlies (Erdnüsse) oder eine kühlende Dusche. Insbesondere „Boonmee“ sucht förmlich den Kontakt zu Menschen. Sie hat ein durchweg positives Wesen. Ich habe mich so wohl gefühlt, bei ihr zu sein, mich von ihr umarmen zu lassen oder eine Dusche abzubekommen mit ihrem Rüssel. Es gibt unzählige schöne Bilder hiervon. Vor 2 Jahren wäre „Boonmee“ fast gestorben, sie war schwach und auf die Frage, wie sie es denn geschafft hätte, antwortete Soraida: „Ich habe mit ihr lange geredet und sie gefragt, ob sie (noch) will, ob sie leben will, ob sie daran glaubt. Und ich habe ihr gesagt, dass ich ihr helfen werde, und wir das zusammen schaffen.“ „Boonmee“ hat es geschafft.