April 2021 – Notruf für das Bärenrettungsteam

Spät am Sonntag, dem 11. April 2021, machte sich das Team des Bärenrettungszentrums Vietnam gerade fertig für die Nacht, als ein Notruf des Amts für Waldschutz (Forest Protection Department, FPD) eintraf. Das Amt für Waldschutz ist unser staatlicher Partner, es arbeitet mit uns zusammen daran, die Bärengalleindustrie im Land abzuschaffen. Unser Kontakt im FPD berichtete dem Team, dass ein kleiner männlicher Bär in Kürze in Phung Thuong, einem berüchtigten Brennpunkt der Bärengalleindustrie, geborgen werden musste. In Phung Thuong war bislang erst ein Bär gerettet worden.

Dem Team blieben nur 12 Stunden, um sich auf den Neuankömmling vorzubereiten. Die Mitarbeiter ließen alles stehen und liegen, um bereit zu sein. Normalerweise wäre unser Rettungsteam vor Ort gewesen, um den Bären zu holen, doch wegen des heiklen Charakters dieser besonders schwer zugänglichen Region handelte das Amt für Waldschutz rasch und brachte den Bären direkt in unser Rettungszentrum.

Das Team vor Ort beschloss, den Bären Lam zu nennen, das ist Vietnamesisch für „Wald”, eingedenk des Lebensraumes, den man diesem Bären auf grausame Art verweigert hatte. Jetzt beginnt für Lam ein neues Leben, umgeben von dem wunderschönen Wald des Nationalparks Tam Dao, 60 km nördlich von Hanoi.
Lam ist der 223. Bär, der in unser vietnamesisches Rettungszentrum in Sicherheit gebracht wurde. Er wiegt ungefähr 100 kg und ist schätzungsweise 8-10 Jahre alt. Bei der Ankunft versetzte das Team Lam in Narkose, sodass das Tierarztteam Gelegenheit erhielt, eine kurze Gesundheitskontrolle durchzuführen, ähnlich der, die eine Katze oder ein Hund beim Tierarzt erhält. Diese ergab, dass Lam abgesehen von einem abgebrochenen Zahn (der rasch entfernt wurde) und einigen frühen Anzeichen für Bluthochdruck ein gesunder Bär ist, insbesondere wenn man bedenkt, welch einen Zoll die Gefangenschaft auf einer Bärenfarm fordern kann.

Lam wird nun eine eigens konzipierte 30-tägige Quarantänezeit durchlaufen. Seine Zeit in dieser vorläufigen Unterbringung ist wichtig für seine Sicherheit und den Schutz der anderen 184 Bären in unserem Rettungszentrum. Diese Frist garantiert ihm den besten Start in sein neues Leben, frei von der Angst vor Galleextraktionen, Gefangenschaft und Ausbeutung. Während dieser Zeit sorgt unser fachkundiges Team dafür, dass er sowohl körperlich als auch seelisch gesund genug ist, um das Beste aus seinem neuen Start ins Leben zu machen.

Im Laufe von Lams 30-tägiger Quarantäne wird unser Team dafür sorgen, dass es ihm gut genug geht, um in eines unserer Bärenhäuser verlegt und schließlich in eine unserer bestehenden Bärengruppen integriert zu werden.

Fotos (Eigentum von Animals Asia): Lam im Transportkäfig der FPD und auf dem Weg in’s Hospital für seine Gesundheitskontrolle

(Maren, Projektpate für Animals Asia Deutschland)