November 2021 – Hier mal ausführlichere Infos zur Bärengalle?

Da viele von Euch vielleicht nicht viel über Bärengalle wissen, möchten wir heute gerne etwas mehr darüber schreiben:

1. Bärengalle hat zwar eine medizinische Wirkung, aber es gibt Alternativen, die ohne Grausamkeit hergestellt werden:
Bärengalle findet seit Tausenden von Jahren Anwendung in der Traditionellen Chinesischen Medizin. Sie enthält große Anteile an Ursodeoxycholsäure (UDCS), von der man weiß, dass sie hilfreich bei der Behandlung von Leber- und Gallenblasenleiden beim Menschen sein kann.
Allerdings gibt es bereits zahlreiche pflanzliche und synthetische Alternativen mit denselben medizinischen Eigenschaften. Ärzte der Traditionellen Medizin stimmen überein, dass der Verzicht auf Bärengalle für niemanden negative gesundheitliche Auswirkungen hat.
Früher wurde Bärengalle gewonnen, indem man Bären in der Wildnis jagte und sie tötete, um ihnen die Gallenblase zu entfernen. Es war eine ausgesprochen seltene und teure Substanz, die nur sehr sparsam und nur zur Behandlung ganz bestimmter Leiden eingesetzt wurde.
In den achtziger Jahren begann man allerdings damit, Bären lebenslang in Gefangenschaft zu halten, um ihnen immer wieder Galle zu entnehmen, und überall in Asien entstanden plötzlich Bärengallefarmen.
Offiziellen Zählungen zufolge werden in Asien derzeit ungefähr 10.000 Bären auf Bärengallefarmen gehalten

2. Die Extraktion der Galle ist für die Bären genauso schmerzhaft, wie man es sich vorstellt:
Lebenden Bären die Galle zu entnehmen verursacht unvorstellbares körperliches und seelisches Leid und dauerhafte Gesundheitsprobleme.
Es gibt eine ganze Reihe von Techniken der Galleextraktion, und jede ist invasiv und verursacht Verletzungen. Die Techniken sind in Vietnam und China unterschiedlich, sie reichen von der „Freitropfmethode“, bei der dem Bären ein ständig offen gehaltenes Loch in der Gallenblase zugefügt wird, bis zur Einführung von Kathetern und der Ortung der Gallenblase mittels Ultraschall und Entnahme der Galle mit einer Nadel von 10cm Länge.
Auch wenn die Methoden der Extraktion sich unterscheiden, leben doch alle Bären während ihrer Zeit auf Gallefarmen in kleinen, engen Käfigen. „Presskäfige“ und „Metalljacken“ sind inzwischen in China verboten, aber auf ärmeren Farmen wahrscheinlich immer noch in Gebrauch.
Bären wachsen in diesen kleinen Käfigen heran, bis ihre Körper so verdreht sind, dass sie in die Gitter hineinpassen. Den meisten Bären fehlen Zähne oder die Zähne sind schadhaft von dem Versuch, sich einen Weg hinaus zu beißen.
In China gibt es einige Farmen, die Bären züchten, doch viele Bären werden als Welpen gewildert. Sie werden ihrer Mutter entrissen und haben wahrscheinlich mit ansehen müssen, wie diese bei dem Versuch, sie zu verteidigen, von den Wilderern getötet wurde. Die meisten dieser Welpen kommen niemals wieder frei und erleiden bis zu 30 Jahre lang die ständige Qual der Galleextraktionen.
Die meisten Bären auf den Farmen sind halb verhungert und dehydriert, denn dies kann die Galleproduktion fördern. Aufgrund der unnatürlichen und unhygienischen Bedingungen, unter denen sie leben müssen, leiden viele von ihnen unter zahlreichen Krankheiten und bösartigen Tumoren, an denen sie schließlich sterben.

3. Es gibt Alternativen zur Bärengalle:
Es gibt über 50 pflanzliche und zahlreiche erschwingliche synthetische Alternativen zur Bärengalle. Animals Asia arbeitet mit den Vereinigungen für Traditionelle Medizin und den Nutzern von Bärengalle zusammen, um über die Kampagne „Heilen, ohne zu verletzen“ die Alternativen zu fördern und die Nachfrage zu reduzieren. Animals Asia hat eine kostenlose Broschüre herausgegeben, “Pflanzliche Alternativen zur Bärengalle”, und sie überall in Vietnam verteilt, außerdem eine Anleitung zum Anbau und zur Pflege von Kräuteralternativen daheim. Zusammen mit dem Verband für Traditionelle Medizin in Vietnam haben sie eine pflanzliche Alternative zur Bärengalle entwickelt, die auf Veranstaltungen in den Gemeinden kostenlos abgegeben wird.
Die Zusammenarbeit mit Schulen und Gemeinden vor Ort hat dazu geführt, dass jetzt 13 Kräutergärten überall im Land blühen und gedeihen.
Kai Bao, der größte Alleinabnehmer von Bärengalle in China, führt mit Unterstützung der Regierung Forschungen zu Bärengallealternativen durch. Und die Abteilung für Augenheilkunde des Hospitals für Traditionelle Chinesische Medizin in Xian hat das Projekt “Behandlung akuter Bindehautentzündung (Hitzesyndrom des Lebermeridians) mittels künstlichem Bärengallepulver“ ins Leben gerufen.
Diese Vorgänge und andere legen nahe, dass die Nachfrage nach Bärengalle zurückgeht.

4. Bärengallefarmen sind in China legal, aber nicht in Vietnam:
Leider sind Bärengallefarmen in China immer noch ganz legal. Obgleich es Vorschriften gibt, die die schlimmsten Grausamkeiten vermeiden sollen, werden diese doch oft missachtet, und Verstöße sind bislang auch folgenlos geblieben.
In Vietnam sind Bärengallefarmen seit 1992 illegal, doch sie konnten aufgrund rechtlicher Schlupflöcher und anhaltender Nachfrage fortbestehen.
Durch Rettungen und Kampagnen hat Animals Asia im Laufe von Jahrzehnten jedoch das Vertrauen der vietnamesischen Regierung gewonnen und wurde zu ihrem offiziellen Partner bei der vollständigen Abschaffung der Industrie ernannt.
Animals Asia und die vietnamesische Regierung werden bis etwa 2026 jeden Bären retten und jede Farm schließen

Fotos sind Eigentum von Animals Asia.

(Maren, Projektpate für Animals Asia Deutschland)